Nach Ende des 2. Weltkrieges, als die Vereine allmählich ihre Tätigkeit wieder aufnahmen, fehlte es im Umland überall an Musikern. Die ersten 6 Spielleute unter ihrem Tambourmajor Fritz Woch wagten sich am 16. Juli 1950 in Beckstedt und am 1. Aug. 1950 in Wildeshausen wieder an die Öffentlichkeit.
Inzwischen reifte in Wildeshausen der Plan, einen Turnerspielmannszug zu gründen. Der damalige Stadtdirektor Theodor Cohn beauftragte den Stadtangestellten Carl-Heinz Meyer, ehemaliger Tambourmajor der Wehrmacht, einen Turnerspielmannszug aufzustellen. Am 23. Aug. 1950 wurden Interessenten für die Gründung dieses Spielmannszuges eingeladen.
Der 1. Einsatz des neugegründeten Spielmannszuges war am 10. Sept. 1950 auf dem Schützenfest in Lüerte bei Wildeshausen. Der Erfolg blieb nicht aus, und schon am Himmelfahrtstag 1951 hatte der Spielmannszug 14 Mitglieder. Im August 1951 trennte man sich einvernehmlich von der Turnerschaft und wurde selbständig. Jetzt folgte eine Veranstaltung auf die andere.
Das Jahr 1953 war für den Wildeshauser Spielmannszug von besonderer Bedeutung. Anläßlich des 550-jähr. Bestehens der Wildeshauser Schützengilde wirkte der Spielmannszug zum erstenmal beim Gildefest – in historischen Kostümen – mit und führte gemeinsam mit der Wildeshauser Kapelle den Großen Zapfenstreich auf. Noch im gleichen Jahr zeigte sich der Wildeshauser Spielmannszug in seiner neuen blauen Uniform.
Um das spielerische Niveau des Zuges zu testen, trat der Spielmannszug zu verschiedenen Musik-Wettstreiten an und errang am 25. April 1954 in Wagenfeld den 1. Preis und am 2. Mai 1954 in Nordhorn einen 2. Platz. Im Laufe der Jahrzehnte errang der Spielmannszug bei Wettstreiten noch elfmal einen 1. Preis, sechsmal einen 2. und viermal einen 3. Preis. Außerdem nahm der Wildeshauser Spielmannszug noch an verschiedenen Musikfesten im In- und Ausland teil.
Ab 1955 führte nun der Wildeshauser Spielmannszug alle fünf Jahre selbst Musikfeste, anfangs noch mit Wettstreit, durch. Besonders zu erwähnen das Musikfest anläßl. der 700-Jahr-Feier der Stadt Wildeshausen im Jahre 1970. Die beiden letzten standen ganz im Zeichen der Musik, denn es weilten über 1.500 Musikanten in der Stadt und der Spielmannszug sorgte für einen eindrucksvollen Abschluss dieser Festwoche.
1970 gründete der Wildeshauser Spielmannszug einen Fanfarenzug (ab 2017 Beat- und Brassband). Der Fanfarenzug, 18 Jahre nur aus weiblichen Mitgliedern bestehend, nahm ebenfalls an verschiedenen Wettstreiten teil und errang einige 1. und 2. Preise, so zuletzt im vergangenen Jahr in Bösel. Erwähnenswerte Veranstaltungen des Fanfarenzuges: Tourismusbörse in Berlin, Musikfeste in Kössen/Tirol und Scheidegg im Allgäu, sowie in Mehren in der Eifel und die Fahrten nach Evron in Frankreich – ebenso das Musikfest in Grimma im September 2005/2008. Nach 40 Jahren seines Bestehens hat der Wildeshauser Fanfarenzug mehr als 1200 Auftritte zu verzeichnen.
Besondere Festtage erlebte Wildeshausen in der Zeit vom 02.-04.06.2000:
Spielmannszug und Fanfarenzug (ab 2017 Beat- und Brassband) konnten jeweils einen runden Geburtstag feiern (50 bzw. 30 Jahre).
Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Franz Duin nahmen insgesamt mehr als 10 Gastvereine am internationalen Musikfest in Wildeshausen teil.
Auch konnte das 60-jährige Vereinsjubiläum des Spielmannszuges sowie das 40-jährige Jubiläum des Fanfarenzuges (ab 2017 Beat- und Brassband) am 15.Mai 2010 auf der Burgwiese gefeiert werden. Nach dem Empfang der auswärtigen Vereine fand ein Sternmarsch durch die Wildeshauser Innenstadt statt, der auf der Burgwiese an der Konzertmuschel mit den Ehrenspielen seinen Abschluss fand. Als besonderer Ehrengast konnte der damalige Bürgermeister Prof. Dr. Kian Shahidi die Jubiläumsveranstaltung eröffnen. Nach der Ansprache durch den damaligen 1. Vorsitzenden Hartmut Posenauer führte Ehrenmitglied Hartmut Frerichs als Moderator durch die Veranstaltung.. Ein voller Erfolg.
Gleiches gilt für die Teilnahme am Jubiläumsfest der Wildeshauser Schützengilde Pfingsten 2003, das der Spielmannszug wie jedes Jahr musikalisch mitgestaltet hat. Imposant ist dabei jedes Mal der Aufmarsch mit der Parade (einschl. Aus- und Nachschwenken der Musik) sowie das Aufführen des Großen Zapfenstreiches vor ca. 4.000-5.000 Besuchern.
Erwähnenswert in der Vereinsgeschichte des Spielmannszuges sind auch noch folgende Veranstaltungen: Blumencorso in Almelo in Holland, Fahrt nach Ulm im Schwarzwald, Wein- und Heimatfest in Ürzig an der Mosel, Rosenmontagsumzug in Köln, Musikfest in Weiler im Allgäu, Intern. Tourismusbörse in Berlin, Musikfest in Mehren in der Eifel, Industriemesse in Hannover, die Fahrten nach Evron in Frankreich oder Ulrum in den Niederlanden, sowie die Freimärkte in Bremen. Weitere Highlights in der Vereinsgeschichte sind und bleiben die Einsätze in Ergenzingen (gemeinsam mit der Wildeshauser Schützengilde), Grimma (September 2005 und 2008), Hannover (2008 und 2010) und in Bilshausen (Juni 2004, Nähe Göttingen). 2017 nahm der Spielmannszug zum ersten Mal am Kramermarkt in Oldenburg teil und wurde für seinen Auftritt in den historischen Landsknechtuniformen separat ausgezeichnet.
Darüber hinaus verband uns eine lange und innige Freundschaft mit den Soldaten der Wittekindkaserne, die uns leider Ende 2006 verlassen mussten. Das Luftlandeunterstützungsbataillon 272, das zuletzt unter dem Kommando von OTL Markus Klebb in Oldenburg und Seedorf stationiert war, wurde Anfang 2015 leider komplett aufgelöst. Damit musste leider auch die Patenschaft mit der Stadt Wildeshausen beendet werden. Als letztes musikalisches Dankeschön hat der Spielmannszug für die Soldaten 2006 die Abschlussparade mitgestaltet.
Im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit kann der Wildeshauser Spielmannszug auf annähernd 6.000 Spiele und Auftritte zurück blicken.
Einen Teilnahmerekord konnte unser Mitglied Michael Krüger im Jahre 2016 für sich verzeichnen: Nach 2000 Spielen und 50-jähriger aktiver Mitgliedschaft wurde unser Kamerad auf dem Winterfest 2016 zum verdienten Ehrenmitglied ernannt. Michael Krüger wurde dabei zuvor vom 1. Vorsitzenden zum Interview auf das rote Sofa gebeten, in dem er über die Anfänge des Vereins und die Veränderungen berichten konnte.
Carl-Heinz Meyer, Helmut Bode, Hartmut Frerichs, Willi Tittmann, Hartmut Posenauer, Frank Eils, Jörg Klostermann, Helmut Martens, Hans-Günter Garmhausen, Rolf Desens, Hans-Hermann Kramer, Werner Hadeler, Jörg Klostermann, Frank Eils, Erich Hoffmann, Helmut Wulf, Michael Röper, Frank Spenner, Jens Kuraschinski, Oliver Krüger und Heinrich Eilers können währenddessen bereits auf (z. T. weit) über 1.000 Auftritte zurück blicken. Sie gehören damit zum Club der „Tausender“.
Der Gründer des Wildeshauser Spielmannszuges, der 1. Vorsitzende und Tambourmajor Carl-Heinz Meyer, nahm 1975 seinen verdienten Abschied vom aktiven Spieldienst. Er übergab seinem damaligen Stellvertreter Hartmut Frerichs den Tambourstab, behielt aber zunächst den Vorsitz im Verein. Im November 1981 gab Carl-Heinz Meyer auch das Amt des 1. Vorsitzenden ab. Er wurde auf dem traditionellen Winterfest des Wildeshauser Spielmannszuges am 21. Nov. 1981 feierlich verabschiedet und auf Grund seiner großen Verdienste um den Spielmannszug zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Leider ist Carl-Heinz Meyer 2006 im Alter von 91 Jahren verstorben – er wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Auf der Jahreshauptversammlung am 12.01.2001 gab Hartmut „Mücke“ Frerichs sein seit über 25 Jahre ausgeübtes Amt an seinen bisherigen Adjutanten und Stellvertreter Jens Kuraschinski ab, der dieses Amt bis 04.02.2011 inne hatte. Damit begann das 3. Jahrtausend für den Spielmannszug auch mit einem kleinen personellen Führungswechsel. Die feierliche Übergabe des Tambourstabes erfolgte am Pfingstsonntag 2001 mit dem gemeinsamen Aufmarsch auf der Burgwiese.
Auf der Generalversammlung am 31.01.20 wurde der Vorstand unter Wahlleitung von Hartmut Frerichs neu gewählt. Die Wahlen brachten folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Jens Kuraschinski (bisher Tambourmajor, seit 01.11.2014 Bürgermeister der Stadt Wildeshausen und damit zugleich General der Wildeshauser Schützengilde), 2. Vorsitzender Phillip Wisbar, technischer Leiter und Tambourmajor Jens Hoffmann , 1. Geschäftsführer Christian Niester. 2. Geschäftsführer Peter Petersen, 3. Geschäftsführer Patrick Busch sowie Paula Samuel (Schriftführerin) .
Stellvertretende Tambourmajore sind Yannic Havekost (seit Pfingsten 2009) und Peter Petersen (seit 2016); Tambourmajore des Fanfarenzuges (ab 2017 Beat- und Brassband) sind Andrea Niester (2020) und Susanne Klostermann (2020 Generalversammlung) .
Auf der Generalversammlung am 31.01.2003 wurde der langjährige Tambourmajor Hartmut Frerichs aufgrund seiner besonderen Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied ernannt. Auch konnte Hans-Günther Garmhausen nach 35 Jahren Vorstands- bzw. Geschäftsführerarbeit auf der Generalversammlung am 04.02.2011 zum wohlverdienten Ehrenmitglied ernannt werden. Hartmut Frerichs und Hans-Günther Garmhausen gebühren an dieser Stelle Dank und Anerkennung für die Leistungen um den Verein. Ihnen folgen in der Vereinsgeschichte aufgrund langjähriger Mitgliedschaft bzw. für jeweils über 2000 Einsätze Michael Krüger, Rolf Desens sowie Hans-Herrmann Kramer.
Im September 2020 wurde Hartmut Posenauer für seine langjährigen Verdienste um den Verein ebenfalls zum Ehrenmitglied ernannt. Er hat den Verein als langjähriger Vorsitzender viele Jahre geführt, war lange 2. Vorsitzender und hat als Ausbilder und stellv. Tambourmajor den Verein maßgeblich musikalisch geprägt.
Ab 1977 wurden vom Wildeshauser Spielmannszug regelmäßig Lehrgänge zur Ausbildung von Tambourmajoren durchgefürhrt, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Dies wird unter anderem deutlich an den stetig steigenden Teilnehmerzahlen. Durchgeführt werden der Anfänger-Lehrgang (A-Lehrgang), der Aufbaulehrgang (B-Lehrgang) sowie der Abschluss-Lehrgang (C-Lehrgang). Die Ausbildung wird größtenteils von den aktiven Vorstandsmitgliedern und insbesondere von den eigenen Tambourmajoren wahrgenommen. Die Prüfungen werden von einem unabhängigen Gremium durchgeführt und bewertet. Der Dank des Vereins gilt unserem leider bereits verstorbenen Mitglied Herbert Rießland, der maßgeblich mit Carl-Heinz Meyer die Lehrgänge eingeführt und aufgebaut hat. Aufgrund des anhaltenden demografischen Wandels in den einzelnen Vereinen werden leider regelmäßig seit 2013 keine Tambourmajorlehrgänge mehr angeboten.
70 Jahre Vereinsgeschichte waren aber auch mit Neuerungen verbunden. Bis 1999 bestand der Spielmannszug nur aus männlichen Mitgliedern. Aufgrund eines Beschlusses des aktiven Spielmannszuges wurden seit Mitte 1999 auch Mädchen in die Ausbildung aufgenommen. Mit der Aufnahme in den aktiven Spieldienst geht damit eine 50-jährige Tradition im Spielmannszug zu Ende. Eine Entscheidung, die anfangs vielen aktiven Mitgliedern nicht leicht gefallen ist, nach langer und ausgiebiger Diskussion aber mit großer Mehrheit beschlossen werden konnte. Der Verein öffnet sich damit auch im privaten Sektor der Gleichberechtigung.
Coronavirusbedingt kann im Jahre 2020 leider das 70-jährige Vereinsjubiläum nicht gefeiert werden.Die Mitglieder des Vereins haben daher festgelegt, im Jahre 2025 den Vereinsgeburtstag ausgiebig zu feiern.
Wir hoffen, dass nach wie vor das aktive Musizieren in Spielmanns- und Fanfarenzug im 3. Jahrtausend so fortgesetzt werden kann, wie es im letzten halben Jahrhundert aufgebaut werden konnte.
Gez. Jens Kuraschinski
-1. Vorsitzender-